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Enoch zu Guttenberg 2012-03-23

Zum Tode von Enoch zu Guttenberg

Nur wenige Wochen vor seinem 72. Geburtstag ist der Dirigent Enoch zu Guttenberg am 18. Juni in München gestorben. Er entstammte einem fränkischen Adelsgeschlecht und hatte vier Söhne aus zwei Ehen, von denen der bekannteste Karl Theodor zu Guttenberg sein dürfte, von 2009 bis 2011 zunächst Wirtschafts- und dann Verteidigungsminister unter Angela Merkel.
Enoch zu Guttenberg studierte Komposition und Dirigieren in München und Salzburg. 1967 gründete er die Chorgemeinschaft Neubeuern und seit 1997 war er Leiter des Projektorchesters Klangverwaltung, mit dem er zahlreiche CDS aufnahm. Aus dem siebentägigen Bachfest, das er 2000 erstmals im Königsschloss Herrenchiemsee leitete, entstanden die jährlichen Herrenchiemsee Festspiele mit Guttenberg als Intendant.
Guttenberg war stark im Umweltschutz engagiert und zählte 1975 zu den Mitgründern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Im Mai 2012 trat er aus diesem allerdings wieder aus, weil er die seiner Meinung nach landschaftszerstörenden Windkraftanlagen ablehnte und den Verdacht der Käuflichkeit des BUND nicht länger mittragen wollte. Umweltpolitisch engagierte er sich auch im Kuratorium der ÖDP-nahen Stiftung für Ökologie und Demokratie. Enoch zu Guttenberg starb im Juni 2018 im Alter von 71 Jahren.

Foto nach der Aufzeichnung des Kölner Treffs, eine Fernsehsendung des Westdeutschen Rundfunks
Fotonachweis: © Superbass / CC-BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons), zum Originalfile

Für seine Arbeit erhielt Guttenberg mehrere Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, die Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um die Umwelt (2009) sowie den Bayerischen Verdienstorden. Den Deutschen Kulturpreis ECHO Klassik gab er im April 2018 als Reaktion auf die Preisverleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Er sprach in diesem Zusammenhang „von einem schmutzigen Menetekel für eine furchtbare Zeit, die angebrochen“ sei.

Zum Tod von Joachim Kaiser

Der Musikkritiker Joachim Kaiser, u.a. langjähriger Feuilleton-Chef der „Süddeutschen Zeitung“, ist am 11. Mai im Alter von 88 Jahren einer schweren Krankheit erlegen. Im öffentlichen Leben war er ähnlich bekannt wie Marcel Reich-Ranicki, äußerte sich aber nicht nur zu musikalischen Themen. Im Gegensatz zum Begründer des „Literarischen Quartetts“ war Kaiser von Anfang an ein „Mehrkämpfer“, der auch fundiertes zu Literatur und Theater zu sagen hatte.

Der im Dezember 1928 als Sohn eines ostpreußischen Landarztes geborene Kaiser studierte in Göttingen, Tübingen und Frankfurt am Main Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie. Schon früh begegnete er Musikern wie Literaten: Leonard Bernstein, Günter Grass, Max Frisch und Artur Rubinstein. Von seinen frühen Nachkriegserlebnissen und Aktivitäten in der legendären Schriftstellervereinigung „Gruppe 47“ ganz zu schweigen.

Kaiser selbst sah sich als den „letzten Mohikaner“ seiner Zunft; jedenfalls gab er seinen bei Ullstein erschienenen und zusammen mit seiner Tochter Henriette verfassten Lebenserinnerungen diesen Titel. Als man ihn einmal fragte, warum es solche Titanen der Kulturkritik wie ihn nicht mehr gebe, vielleicht nie mehr geben könne, antwortete er: „Weil die jungen Menschen keinen Mut zum Pathos haben.“

Und wie wurde sein Stil beschrieben? Im Nachruf auf BR-Klassik schreibt Dorothea Hußlein: „Er war kein Kritiker, der den lustvollen Verriss pflegt. Sein Ton war immer voller Respekt für das Werk und seine Interpreten. Und wenn er kritisierte, dann in der Sache gnadenlos, aber in der Form eher ermahnend, ermunternd, fast entschuldigend.“

Author: Joachim Buch, Bauer & Hieber München

Bildquelle: Wikipedia,Lizenz: CC BY 2.0